Hauptmann Klages erläutert die Herausforderungen bei der Stabilisierung und Entwicklung von Krisenregionen
Einen spannenden Vortrag verfolgten 24 geopolitisch interessierte Schülerinnen und Schüler des GMG am Mittwoch. In Vorbereitung auf das Planspiel Pol&IS informierte Jugendoffizier Dirk Klages über aktuelle politische Herausforderungen und beteiligte Akteure. Dabei kam insbesondere die jüngere Entwicklung zwischen NATO und Russland zur Sprache, die angesichts der schwierigen Interessenlage – sei es im Baltikum, in der Ukraine oder auch im Syrienkonflikt – besondere Brisanz birgt. Am Beispiel Afghanistans erläuterte Hauptmann Klages Ursachen und Konsequenzen einer gescheiterten Intervention: Ohne klare Entwicklungsunterstützung im Bereich nation-building und Perspektivenschaffung sei ein militärisches Eingreifen langfristig nicht gewinnbringend. Nur in internationaler Kooperation und unter Einbindung der Bevölkerung vor Ort sei es möglich, dauerhaft Fortschritte bei der Stabilisierung von Krisenregionen zu erreichen, so der Offizier. Er äußerte seine Hoffnung, dass diese Erkenntnis die aktuelle UN-Mission MINUSMA in Mali erfolgreicher werden lasse und kritisierte dabei die korruptionsfördernden Geschäftsinteressen westlicher Konzerne in Mali. Auch die zunehmende Aufrüstung sei schlussendlich nicht zielführend – vielmehr müsse in den Aufbau einer lebenswerten Perspektive, z.B. durch Entwicklungshilfeprojekte für die afrikanische Bevölkerung investiert werden. Kein einfaches Unterfangen, angesichts einer erwarteten starken Bevölkerungszunahme. Der Migrationsdruck in Richtung Europa werde daher kurzfristig wohl nicht nachlassen.
Dass solche, das tagesaktuelle Geschehen bestimmenden, Nachrichten viel weniger Überraschungen bereithalten als es oft erscheint, wird den Schülern auch im geostrategischen Geographieunterricht klar: Große Ereignisse basieren fast immer auf langfristigen Entwicklungen, seien es die Migrationsströme infolge der Klimaerwärmung aufgrund jahrzehntelanger Treibhausgasemissionen, Erdbebenkatastrophen in Risikogebieten oder militärische Interventionen in strategisch zentralen Räumen.
Im Rahmen von Pol&IS werden die Schülerinnen und Schüler nun in Kürze in die Rolle globaler Entscheidungsträger schlüpfen, um im komplexen internationalen Politikgeflecht selbst realistische und hoffentlich tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Wir sind gespannt!
CHRISTOPH TRAUB, 05.03.2020