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Dem neuen Direktor auf den Zahn gefühlt

Das große Antritts-Interview mit OStD Christian Zenger


Foto: Nele Hummitzsch, Felicitas Schindler

Dem seit diesem Schuljahr neuen Direktor unserer Schule OStD Christian Zenger haben wir mit diesem Interview 'mal so richtig auf den Zahn gefühlt. Denn so ein Direktor hat viele Aufgaben: Die Schule führen, repräsentieren und Verantwortung tragen. Uns hat interessiert: Wie geht es Herrn Zenger mit diesen neuen Aufgaben? Was denkt er über brenzlige Themen, die immer wieder zwischen Lehrern und Schülern zu Diskussionen führen? Was sind seine persönlichen Geheimnisse oder sogar Schwächen? Herr Zenger gab uns offen und ehrlich Antworten auf alle unsere Fragen.

 

Wie würden Sie sich mit drei Worten beschreiben?

Gelassen, (überlegt) - das ist schwierig, ohne dass es überheblich klingt: motiviert und perfektionistisch. Letzteres in mancher Beziehung, aber nicht in allen Beziehungen, z.B. nicht beim Aufräumen zuhause oder beim Wäschemachen. (grinst)

 

Was motiviert Sie, jeden Tag Ihr Wissen weiterzugeben und die Schule zu führen?

Es klingt sehr pathetisch, aber es ist für einen Pädagogen eine Genugtuung, zu sehen, wenn die Schüler:innen etwas fürs Leben gelernt haben.

 

Gibt es Tage, an denen Sie null Bock auf die Schule haben?

Ich denke, das geht jedem so. Wenn ein unangenehmes Gespräch mit jemandem ansteht, dann belastet das auch. Schüler denken vielleicht, Lehrer:innen wären froh, wenn man jemanden schimpfen kann oder wenn jemand schlechte Noten bekommt oder das Klassenziel nicht erreicht. Das ist natürlich nicht so! Am schönsten fänden es Lehrer:innen, wenn sie allen Schüler:innen gute Noten geben könnten. Das würden sie gerne tun, aber es geht ja leider nicht.

 

Wir haben recherchiert und festgestellt, dass Schüler die Atmosphäre in Ihrem Unterricht loben. Wie schaffen Sie es, dass sich die Schüler in Ihrem Unterricht wohlfühlen?

Ich denke, dass ich im Grunde relativ locker im Unterricht bin, aber wenn jemand über die Stränge schlägt, dann unterbinde ich das deutlich. So kann man Spaß im Unterricht haben, aber die Grenzen müssen akzeptiert werden. Dann ist angenehmer Unterricht möglich.

 

Wieso haben Sie sich für die Stelle als Schulleiter beworben?

Überspitzt formuliert: Daran war Corona schuld. Ein großer Teil der Mitarbeiterstelle, die ich vorher besetzt habe, betraf die Hygiene, ich war sozusagen der „Hygienebeauftragte“ der Schule. Durch die Coronapandemie gab es diesbezüglich sehr viel zu tun. Die gesamte Kommunikation, also v.a. die Elternschreiben diesbezüglich, lag in meinen Händen. Dabei habe ich gemerkt: Das funktioniert! Ich habe positive Rückmeldungen über meine Arbeit von Eltern und von Kollegen für den Informationsfluss bekommen. Dadurch ist der Gedanke gewachsen, dass ich mich auf die Position des Schulleiters bewerben könnte. Denn ich bin der Meinung, dass die Kommunikation mit Schülern, Lehrern und Kollegen das Wichtigste ist, sie ist das A und O, nicht nur in der Schule, sondern auch im Leben. Man muss die Menschen informieren und mit ihnen im Gespräch bleiben über die eigenen Vorhaben. Damit sind die Akzeptanz und das Verständnis viel größer. Ich halte es für falsch, einsame Entscheidungen zu treffen, die nicht erklärt werden. Dann wird es Zweifel geben und eventuell auch Gegenstimmen, weil Erklärungen fehlen.

 

Hat sich bei Ihnen viel verändert, seitdem Sie diese Funktion übernommen haben?

Um dazu etwas zu sagen, ist es noch sehr früh. Was ich sagen kann: Man unterschätzt die Aufgaben, die ein Schulleiter zu erledigen hat. Ich bin erst kurz im Amt. Aber z.B. die Menge an Post, die vom Schulleiter gesichtet und in die richtigen Hände weitergegeben werden muss, ist immens. Das sind Dinge, an die man vorher nicht denkt. Diese Dinge sind sehr arbeitsintensiv, aber mit einer gewissen Routine ist auch das zu schaffen.

 

Wird sich durch Sie an der Schule viel verändern und wenn ja, was?

Es wird sich sicher viel verändern, ich weiß nicht, ob das im Bereich der Schüler sehr auffallen wird. Ich bin ein großer Fan der Digitalisierung und möchte Abläufe im organisatorischen Bereich verändern, die die Kommunikation zwischen dem Kollegium und dem Direktorat betreffen. Was die Schüler angeht, wird es auf jeden Fall ein Konzept geben müssen, welche digitalen Medien im Unterricht von Schülern verwendet werden dürfen. Dafür müssen wir klare Richtlinien ausgeben.

Nachfrage: Würden Sie am Schulsystem grundsätzlich etwas ändern, wenn Sie es könnten?

Ich finde grundsätzlich die Entscheidung, wieder zum G9 zurückzukehren, richtig, weil damit mehr Luft und Freizeit z.B. für Vereine bleibt. Das Schulsystem ist ein riesiges Feld mit vielen Fragen, z.B. ob das Durchfallen sinnvoll ist. Dafür gibt es positive und auch negative Beispiele. Ich glaube, dass es ein Schulsystem ohne Nachteile nicht gibt. Grundsätzlich gehen wir, durch das Prinzip, wieder die Stärken in den Vordergrund zu stellen, in die richtige Richtung. Ich würde mir diesbezüglich wünschen, wieder zu den Leistungskursen zurückzukehren (Anmerkung d. Red.: Jeder Schüler wählte bis 2011 vor Beginn der Kollegstufe aus den Fächern, in denen er zwei Jahre lang Pflichtunterricht besucht hat, zwei individuelle Leistungskurse (LK). Der Lerninhalt ist im Gegensatz zu den Grundkursen erweitert und anspruchsvoller, außerdem muss in beiden Leistungskursen eine schriftliche Abiturprüfung abgelegt werden. Damit war eine frühzeitigere Spezialisierung möglich). Die Tendenz, in jedem Hauptfach Abitur zu machen, halte ich für schwieriger. Früher konnte man seine Schwächen besser beiseiteschieben und seine Stärken hervorheben.

 

Haben Sie früher auch die Schule geschwänzt?

(schmunzelt) In der Zeit, in der ich zur Schule ging, gab es weniger Kontrolle, weil es weniger Möglichkeiten gab. Natürlich habe auch ich manchmal die Schule geschwänzt, um z.B. zum Billiard zu gehen. Weil die Möglichkeiten einen geradezu „angeschrien“ haben.

Nachfrage: Verstehen Sie deswegen Schüler, die manchmal schwänzen?

Ich kann natürlich verstehen, dass man das auch ausprobieren will. Wenn man Tür und Tor öffnet, sodass jeder kommen und gehen kann, wann er will, dann nutzen das Jugendliche natürlich aus. Das heißt, dass man die Regeln so setzen und kontrollieren muss , dass sie eingehalten werden. Gelegenheiten werden natürlich genutzt.

 

Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern für Sie vorgestellt?

Meine Eltern dachten lange Zeit, dass aus mir nichts werden würde. Das dachten sie, lasst es mich so ausdrücken, weil ich das Leben in der Schulzeit schon „genossen“ habe. Meine Eltern waren zwischenzeitlich manchmal der Meinung, dass es nichts wird mit mir, auch mit dem Abitur. Ich habe sie dann eines Besseren belehrt. Sie können es zwar immer noch nicht so recht glauben. Aber bestimmte Vorstellungen hatten sie nicht für mich. Mein Berufswunsch war es interessanterweise immer schon, Lehrer zu werden. Ich habe diesen Weg angefangen und auch zu Ende gebracht, weil es immer klar war, dass ich diesen Beruf ergreifen möchte. Dabei habe ich niemals die Richtung oder den Studiengang gewechselt. Ich habe selbst zwei Kinder. Deshalb halte ich es für unmöglich, wenn Eltern ihren Kindern einen Weg zuweisen. Jeder muss selbst herausbekommen, in welche Richtung er gehen möchte. Natürlich muss man sie unterstützen, diesen Weg zu gehen, aber ich würde ihn niemals vorgeben.

 

Beim Lernen gibt es viele Dinge zu beachten. Kennen Sie einen Life-Hack, den man beachten sollte, um bessere Noten zu bekommen?

(lacht) Da kann ich nur eines sagen, und zwar aus eigener Erfahrung: Das Schlimmste ist es, alles immer aufzuschieben. Da sage ich euch nichts Neues. Oft schiebt man das Lernen vor sich her, dann steht plötzlich die Prüfung vor der Tür und man muss stundenlang lernen. So ging es auch mir. Es wäre viel einfacher, wenn man zeitig mit der Vorbereitung anfängt. Dann verankert sich der Stoff besser und vor allem langfristig. Für Abfragen muss man das oft tun, aber im Fall von Schulaufgaben oder Vokabeln sollt man das beherzigen, sonst bekommt man ein Problem. Oft erkennt man das leider zu spät.

 

Halten Sie unangekündigte Leistungsnachweise wie Exen für sinnvoll?

Ich bin ein Fan von unangekündigten Leistungsnachweisen, also Exen, weil dadurch Schüler:innen profitieren, die wirklich regelmäßig mitlernen. Bei angekündigten Exen profitieren Schüler:innen, die punktuell mitlernen und dann eine gute Note „absahnen“. Das halte ich für den falschen Ansatz. Unangekündigte Exen führen dazu, dass man regelmäßig mitlernen muss.

 

Gibt es ein Lebensmotto, nach dem Sie handeln?

„In der Ruhe liegt die Kraft“" ist für mich die ultimative Lebensweisheit. Das ist tatsächlich so. Es bringt nichts, hektisch und aktionistisch zu handeln. Ich kann nur in der Ruhe sinnvoll arbeiten und somit Dinge erreichen, von denen ich dachte, dass ich sie vielleicht gar nicht schaffen kann. Gerade in stressigen Zeiten muss man die Ruhe bewahren, das versuche ich selbst immer zu praktizieren.

 

Welchen Rat würden Sie den Schüler:innen für die Zukunft mitgeben wollen?

Ich denke nicht, dass es ein guter Rat ist, zu sagen: Bau keinen Mist! Nein, ich sehe es so: Steh’ zu dem Mist, den du gebaut hast! Jeder tut einmal irgendetwas, das er bereut. Es bringt dann nichts, wenn man versucht sich durch Lügen herauszureden. Stattdessen ist es ein charakterlicher Gewinn, wenn du die Konsequenzen deines Handelns trägst.

 

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Genau hier, wenn es nach mir geht. Ich habe noch ein paar Jahre, bis ich in die wohlverdiente Pension gehen darf. In fünf Jahren möchte ich immer noch hier sein, wenn die Gesundheit mitspielt.

 

 

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Zenger für seine Offenheit und wünschen ihm für seine berufliche und private Zukunft alles Gute!

 

Wenn ihr nun noch viel mehr über Herrn Zenger erfahren möchten, z.B. worauf er im Leben nicht verzichten möchte oder welches sein peinlichstes Erlebnis als Lehrer war, dann kauft die Druckausgabe unserer Schülerzeitung „Grün auf weiß“, die in diesem Schuljahr endlich wieder erscheinen wird!

 

 

Anna Martner, Dora Roman, David Aggintus, Noah Fritsch