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Deutschland: Die Rückkehr des Luchses

Auf Samtpfoten schleicht er auf der Suche nach Beute durch den Wald. Mit seinen scharfen Augen entgeht ihm keine Bewegung. Ein anmutiges, elegantes Wesen und doch jahrhundertelang verachtet und verfolgt. Als „mordlustig“ und „hinterhältig“ beschimpft.

Der Luchs

Wildtiere wie Bär, Wolf oder Luchs hatten es bei uns noch nie leicht. Die verhassten Raubtiere wurden vom Menschen schon immer als Konkurrenten angesehen. Insbesondere aber den Luchs trifft es dabei hart. Als Menschen beginnen, sesshaft zu werden, schrumpft der Lebensraum der Raubtiere aufgrund der intensiven Landwirtschaft immer weiter. Die Tiere werden in unzugängliche Gebiete verdrängt, aber auch gezielt gejagt und getötet. Zu groß ist die Sorge der Hirten und Bauern um ihre Nutztiere. Ebenso wird den scheuen Raubkatzen auch wegen ihres schönen Fells nachgestellt, sogar Prämien werden auf die Erbeutung der Luchse ausgelegt.
Das alles führt dazu, dass sich die Raubkatzen in große Gebirgszüge wie die Pyrenäen und die Alpen zurückziehen müssen. 1812 wird in Österreich schließlich der letzte Luchs getötet.

Dank intensivem Schutz und Jagdverbots hat sich der Bestand der Raubtiere bis heute wieder erholt. In einigen Ländern Europas wie z. B. Norwegen, Finnland, Polen, Tschechien, Rumänien und Schweden zieht er aufs Neue durch die Gegend. Auch in Deutschland hat er nun erneut Fuß gefasst. Inzwischen streifen mindestens 85 erwachsene Luchse sowie 43 Jungtiere durch Deutschlands Wälder. Allein im Bayerischen Wald wird die Zahl auf 15 bis 20 Tiere geschätzt.
Wiederansiedlungen erweisen sich jedoch nach wie vor als schwierig. Luchse brauchen zum Überleben große Reviere: Das Territorium eines männlichen Tiers kann sich dabei auf bis zu 200 bis 400, das eines Weibchens auf 50 bis 150 Quadratkilometer erstrecken. Lebensräume gibt es zwar genug, doch sind diese oft von Straßen oder Siedlungen zerschnitten. Viele Luchse werden auf ihren Wanderungen Opfer von Autos oder Zügen. Hier könnten sogenannte „Grünbrücken“ Abhilfe schaffen, bepflanzte Brücken, speziell über Autobahnen errichtet, die es den Tieren leichter machen sollen, solche Orte gefahrlos zu überqueren. Damit würde man übrigens nicht nur den Luchs, sondern auch andere bedrohte Arten, wie etwa den Wolf oder die Wildkatze unterstützen. Massenhafter Verkehr ist aber nicht das einzige Problem.
Abgesehen davon wird die Rückkehr des Luchses längst nicht von allen bejubelt. Die Raubkatzen machen vor allem Jagd auf Säugetiere wie Hasen und Nager, reißen aber auch Huftiere bis Rothirschgröße. Daher befürchten Jäger eine Dezimierung des Rehwilds, während Bauern in dem Luchs eine Bedrohung für ihre Nutztiere sehen. Dabei wirkt sich die Anwesenheit des Luchses im Gegenteil positiv auf seine Umgebung aus, denn die Raubtiere erbeuten überwiegend schwache oder kranke Beutetiere, verschmähen jedoch auch Aas nicht. Eine Art „Gesundheitspolizist“ für den Wald also, wie Naturschützer finden. Trotz allem wird der Luchs weiterhin illegal geschossen.
Nicht jeder akzeptiert den Neuankömmling, der in unseren Wäldern nun wieder eine neue Heimat gefunden hat. Und längst nicht nur der Luchs hat mit harten Vorurteilen zu kämpfen, sondern auch andere Zuwanderer wie der Wolf. Natürlich ist und bleibt der Luchs ein Wildtier. Fest steht aber, dass man sich vorher genau informieren sollte, bevor man diese Tiere einfach als gefährlich abstempelt. Der Luchs hat eine zweite Chance verdient, schließlich waren es die Menschen, die den Luchs einst aus dem Gebiet vertrieben, das zuvor ganz ihm und seinen Artgenossen gehörte.

Viktoria Welsch (10a)