Am 9. Oktober durften wir, die Klasse 10d des WWG, das Amtsgericht Amberg besuchen. Dort bekamen wir die Möglichkeit, echte Verhandlungen vor dem Strafrichter mitzuerleben und zu sehen, wie das, was wir sonst nur aus dem Unterricht kennen, in der Praxis abläuft. Bevor wir in den Gerichtssaal hineingelassen wurden, mussten wir zunächst die Sicherheitsschleuse passieren – fast wie am Flughafen. Danach durften wir uns auf den Zuschauerplätzen im Saal einfinden.
An diesem Tag wurden zwei Fälle verhandelt: ein Verfahren wegen versuchter Bestechung in Tatmehrheit mit Beleidigung und ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung. Vor allem der erste Fall war interessant. Es ging nämlich um Folgendes: Der Angeklagte hatte versucht, von dem JVA-Angestellten verbotene Ware, wie ein Handy und Zigaretten zu erhalten. Als dieser verständlicherweise nicht auf dessen Willen einging, beleidigte der Angeklagte diesen später. Der Tathergang wurde durch die Beweisaufnahme bestätigt. Abschließend verhängte die Richterin eine Freiheitsstrafe in Höhe von 15 Monaten, wobei wir als juristische Laien weitestgehend derselben Meinung waren, da der Angeklagte u.a. schon mehrfach vorbestraft war.
In der zweiten Verhandlung wurde dem Angeklagten fahrlässige Tötung vorgeworfen. Dieser soll nämlich mit einem LKW rückwärts aus einer Einfahrt gefahren sein und dabei das Opfer überfahren haben. Beweis erhoben wurde nicht nur durch die Vernehmung zahlreicher Zeugen, sondern auch durch die Befragung eines Unfallanalytikers. Bemerkenswert war vor allem, dass der Angeklagte für die fahrlässige Tötung eine Strafe in Höhe von „nur“ 60 Tagessätzen à 15,-€ bekam – was sich vor allem damit begründen lässt, dass der Sachverständige zu dem Ergebnis kam, dass der LKW-Fahrer den Unfall kaum hätte vermeiden können. Allerdings forderte der Richter von ihm, dass er sich unfallvermeidend beim Rückwärtsfahren von einem Dritten hätte einweisen lassen müssen.
In der Verhandlungspause nahmen sich die Richterin und der Staatsanwalt netterweise großzügig Zeit, um unsere Fragen zu beantworten. Es wurde u.a. über die wichtige richterliche Unabhängigkeit gesprochen, dass es zwischen Angeklagtem, Staatsanwalt und Richter im Eifer des Gefechts oft zu lautstarken Auseinandersetzungen vor Gericht kommt, die der Richter, der die Prozessführung hat, wieder in geordnete Bahnen bringen muss.
Insgesamt war der Besuch für uns ein sehr spannender und lehrreicher Einblick in die Arbeit der Justiz.
Vielen Dank an das Amtsgericht Amberg, das uns diesen interessanten Tag ermöglicht hat!
Florian Kinzler