Die Seite wird geladen. Bitte warten…

Aufgrund von Wartungsarbeiten am Server waren wir in der Woche vom 25. bis 28. März 2024 leider nur eingeschränkt erreichbar. In der kommenden Woche erreichen Sie das Sekretariat in der Zeit von 8 Uhr bis 12 Uhr.

Expand your body

Vernissage „Body Extensions“ am GMG

Dass der Lockdown auch die Kreativität beflügeln kann, haben kurz vor Ende des Schuljahres Schülerinnen und Schüler des der Q11 des Gregor-Mendel-Gymnasium bewiesen. Mit ihrer Vernissage unter Hygieneauflagen ließen sie auch das kulturelle Leben am GMG wieder aufleben, begleitet wurde die Eröffnung von Leonard Krapf (Q11) am Klavier.

„Body Extensions“ als künstlerische Strategie, das Spiel mit dem eigenen Körper, seiner Wirkung und seiner Erweiterung, um etwas zu vermitteln: Eine Idee, ein Gefühl, ein Erlebnis, eine Beobachtung, ein Problem. Kunstlehrer Marius Meusch lieferte in seiner Einführung einen Einblick in die Darstellung des Körpers quer durch die Kunstgeschichte: Manet, dessen weiblicher Akt der Olympia den Blick des Betrachters zurückwirft, empörte das Publikum. Das Modell, Victorine Meurent, selbst Künstlerin, steht nicht als eine verklärte Allegorie der Schönheit gegenüber, sondern als Selbst. Lynn Hershman Leeson, die ihren Körper mit technischen Apparaten kombiniert, wehrt sich ebenfalls gegen die Zurschaustellung des weiblichen Körpers: Die Apparate werfen den Blick zurück auf den Beobachter. Als weitere Vorreiterin steht die Künstlerin Rebecca Horn Patin: Sie experimentierte als Bildhauerin mit dem Körper als Material. Er wird ergänzt, eingeschnürt, trägt und erträgt. Durch die Einschränkung wird eine bestimmte Bewegung, eine Geste sichtbar und erfahrbar. Gerade die Darstellung des Körpers ist nach wie vor hoch aktuell und allgegenwärtigen in den Medien und sozialen Netzwerken: Ständig unter Bewertung und Beurteilung, Gegenstand der Anschauung, Objekt der Begierde.

In dieser Tradition experimentierte der Kurs im Homeschooling mit dem eigenen Körper. Die vielschichtigen Arbeiten bieten ein weites Spektrum an Themen: Schönheitsideale, der Umgang mit der Umwelt, die aktuelle Pandemie, das eigene Empfinden und Bewusstsein – alles Themen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler freiwillig oder auch gezwungenermaßen in den vergangenen Monaten beschäftigt haben. Die Stärke und Idee der Ausstellung liegt zudem in den verwendeten Materialien: von organischem Material wie Fleisch oder Pflanzen über Gips bis hin zu künstlichen Fingernägeln. Stachel und Spitzen ergänzten die Körper der Schülerinnen und Schüler, sowie Pinsel oder Blumen. Die Arbeiten fordern unsere Sehgewohnheit und Denkmuster heraus, insbesondere Nacktheit und den Körper nicht zu sexualisieren, sondern die Vielschichtigkeit der Themen zu entdecken, die über Körper verhandelt werden. Aus den Ideen entstanden nach und nach fertige Arbeiten, die das Treppenhaus des Altbaus in einen Ausstellungsraum verwandeln und bestaunt werden konnten. Dabei war es Kunstlehrer Meusch im einführenden Vortrag besonders wichtig, auch den Entstehungsprozess sichtbar zu machen. In einem gemeinsamen digitalen Notizbuch wurden die Arbeiten besprochen, kommentiert und ergänzt. Dieser künstlerische Prozess zeichnet die umfassende Intensität und hohe Qualität der Arbeiten aus.

Marius Meusch dankte in seiner Rede u.a. dem Förderverein für die finanzielle Unterstützung sowie den beiden Hausmeistern für die pragmatische Hilfe beim Aufbau. Der Kunstlehrer, der nach nur einem Jahr am GMG auf eigenen Wunsch zum kommenden Schuljahr versetzt wird, betonte, dass das gesamte Projekt, das Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur, die er am GMG vorgefunden habe, ihm das Potential und die Möglichkeiten seines Berufes gezeigt hätten. Ein besonderer Dank galt auch dem scheidenden Schulleiter Peter Welnhofer: Er habe die Gewissheit vermittelt, mit dem GMG einen Raum zu haben, der gestaltet werden darf und will. Und so wurde auch der Ausstellungsraum selbst zum Gegenstand des Themas: Sich selbst im Ausstellungsraum zu bewegen, den Platz vor den Exponaten zu behaupten – ein Kontrast und Wohltat im Vergleich zu den Erfahrungen im letzten Jahr.

 

Bild oben: Hanna Staudt (Q11) „Bring your inner beauty outwards“ in der Ausstellung fotografiert von OStR Christoph Traub

Bild rechts: Lukas Haak (Q11) „How do we present our nature?“ (Fotograf: Lukas Haak)